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HCE FEIERT EINE HISTORISCHE BUNDESLIGA-SAISON

28.06.2022

Rang 12 in der Bundesliga, einzigartig im DHB-Pokal: Der HC Erlangen erlebte eine aufregende Spielzeit.

Sicher, da war der Punktgewinn bei der großen SG Flensburg-Handewitt. Es gab das knappe wie ärgerliche 27:28 erst durch einen Siebenmeter nach der Schlusssirene bei einem der derzeit besten Teams Europas, dem SC Magdeburg. Da war der Zehn-Tore-Sensationssieg zu Hause über das Spitzenteam der Rhein-Neckar Löwen und der Pokalerfolg über die SG Flensburg-Handewitt. An kleineren und größeren Sensationen mangelte es in dieser Saison nicht beim einzigen bayerischen Handball-Bundesligisten, dem HC Erlangen. Was aber wohl alles bisher Gewesene übertraf, war der größte Erfolg der Vereinsgeschichte: Im April stand der HCE erstmals unter den letzten vier Teams im Pokalwettbewerb, spielte vor 13.000 Zuschauern in Hamburg und einem Millionenpublikum in der ARD um den Einzug ins Pokalfinale.

„Es war medial wie sportlich das Größte, was wir bislang erreicht haben – und sind wir ehrlich: viel mehr geht medial auch gar nicht mehr“, freute sich Rene Selke, der Geschäftsführer, nach den stimmungsvollen Tagen in Hamburg. Über 1000 handballverrückte HCE-Fans waren aus der Metropolregion sogar die über 1200 Kilometer in den Norden und wieder zurück angereist. Mit einer eindrucksvoll-emotionalen Fahnen-Choreografie im Fanblock hob sich der fränkische Vertreter allein optisch in der Begeisterung deutlich von den etablierten Pokalturnier-Teilnehmern ab: „Es ist Wahnsinn, was hier los ist“, sagte etwa HCE-Torwart Martin Ziemer, „man hat das Gefühl, ganz Erlangen ist heute da.“
So konnte der Pokalerfolg auch einiges überblenden, was zuvor in der Bundesligasaison nicht so ganz rund gelaufen war. Wegen unterschiedlicher Auffassungen trennte sich der Bundesligist zum Jahreswechsel auch von Cheftrainer Michael Haaß – mit Raul Alonso übernahm das Amt der Sportdirektor, der trotz seiner gerade einmal 43 Jahre höchst erfahren auch im Trainergeschäft ist: Als Co-Trainer feierte er mit dem THW Kiel nationale und internationale Erfolge, trainierte Handball Tirol in Innsbruck sowie den weißrussischen Topklub Meshkov Brest, den er bis ins Viertelfinale der Champions League führte. Mit Alonso kehrte der HC Erlangen in die Erfolgsspur zurück, vier Bundesliga-Siege aus fünf Partien in Folge sowie eine deutliche spielerische Weiterentwicklung sprechen eine deutliche Sprache. Zur traditionellen BlackNight, die erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder stattfinden konnte, hatte der HC Erlangen den großen Favoriten, den SC Magdeburg am Rande einer Niederlage. Was aber noch vielmehr begeisterte, als das sportlich aufregende 36:38 gegen den haushohen Favoriten, war die mit 5287 Fans ganz in Schwarz gefüllte Arena Nürnberger Versicherung. „Es war beeindruckend, wieviel Energie da aufs Feld kam“, freute sich etwa Johannes Sellin, mit neun Feldtoren an diesem Abend treffsicherster Erlanger. „Gerade nach den vielen Monaten in leeren Hallen hat es unendlich gut getan, endlich mal wieder zu erleben, was es heißt, Bundesliga zu spielen“, sagte Rückraumspieler Antonio Metzner glücklich.

Die Saison endete versöhnlich und mit einem Handballfest, als der HCE neben einem umjubelten 33:26 über Balingen-Weilstetten auch seine Vereinshymne präsentierte und Bergkirchweih-Sondertrikots zu Gunsten des ukrainischen Handballverbandes versteigerte. Nun möchte die Mannschaft mit ganz neuer Energie und Leidenschaft in die neue Saison starten. Mit dem Schweizer Shooting-Star und drittbesten Werfer der Schweizer Liga (182 Tore in 24 Partien, 7,6 Tore im Schnitt pro Partie) Manuel Zehnder (aus Aarau) sowie dem dänischen Schlussmann und frisch gekürten Torhüter-MVP der schwedischen Liga, Bertram Obling (IK Sävehof) kommen Neuzugänge nach Erlangen, „die sich unendlich auf den Verein und die Bundesliga freuen“, so Trainer und Sportdirektor Raul Alonso. Mit Juniorennationalspieler Justin Kurch (Coburg) kommt zudem ein 1,98 Meter großes, 110 Kilo schweres Kraftpaket als Kreisläufer. Aus Lübbecke hat sich Lutz Heiny dem HCE angeschlossen. Erlangen hatte die Bundesliga-Saison letztlich auf einem guten zwölften Rang abgeschlossen. „Ich bin mir sicher, dass wir eine schlagkräftige Truppe stellen, um eine erfolgreiche Saison zu spielen“, sagt Geschäftsführer Rene Selke. Ihre Dienste bis 2025 haben darüber hinaus Eigengewächs und Leistungsträger Christopher Bissel sowie der Rückraum-Werfer mit einem fast magnetischen Zug zum Tor, Antonio Metzner, vertraglich zugesichert. Auch Shooting-Star Tim Zechel, Nationalspieler Sebastian Firnhaber, Torhüter Kim Sonne-Hansen und Co-Trainer Olafur Stefansson haben verlängert - ein Umbruch soll ausbleiben, das Team möchte sich noch intensiver mit dem neuem Trainerteam finden.

„Ich bin mir sicher, dass wir, dadurch, dass so wichtige Spieler in Erlangen bleiben, in den kommenden Jahren eine immer bessere Rolle in der Liga spielen werden“, sagt Christopher Bissel, der am Ende seines derzeitigen Vertrages bereits 20 Jahre im Verein sein wird. Mit gerade einmal zehn Jahren hatte er sich 2005 dem HCE angeschlossen und alle Jugendteams in Erlangen durchlaufen. Und im Pokal? „Wir kommen wieder“, verabschiedete sich Geschäftsführer Rene Selke vom Finalwochenende. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, er soll die nötige Extraportion Motivation und Begeisterung für die nun anstehende Spielrunde liefern, die am 1. September mit einem Heimspiel gegen die HSG Wetzlar beginnt. Das erste Auswärtsspiel bestreitet der HC Erlangen dann eine Woche später gegen den TVB Stuttgart.