Gut, schulfrei hat die Stadtverwaltung den Erlanger Schulkindern noch nicht gegeben, wohl aber ist anzunehmen, dass sich die gesamte Stadt, wie Trainer und Sportdirektor Raul Alonso hofft, auf diesen Kracher freut: Am Mittwoch um 19.30 Uhr trifft in der 2. Runde des Handball-Pokals Bundesligist HC Erlangen auf Ligarivalen MT Melsungen - nicht etwa in der Arena Nürnberger Versicherung, sondern in der Erlanger Hiersemannhalle. „Es ist immer etwas Besonderes vor unserem Stadtpublikum auflaufen zu können, in einem echten Heimspiel in unserer Trainings- und Heimathalle“, sagt Raul Alonso. Und das Omen ist mehr als gut: An der Schillerstraße konnte der HCE vor rund einem Jahr bereits für eine kleine Sensation sorgen, als die damals favorisierte HSG Wetzlar im Achtelfinale 31:19 regelrecht aus der „Hiersemann-Hölle“ geworfen wurde. „Wir erhoffen uns diesmal noch mehr von dieser Atmosphäre, es ist eng, es ist hitzig, es ist eine ganz besondere Situation: Das soll uns den nötigen Push geben“, sagt der Cheftrainer.
In Melsungen allerdings hat man ebenfalls gute Erinnerungen an den letzten Auftritt in der Hiersemannhalle: Am 11. Dezember 2013 gelang als haushoher Favorit ein standesgemäßer 33:24-Erfolg ebenfalls im Pokal-Achtelfinale - Erlangens Rechtsaußen Johannes Sellin traf damals acht Mal für die Gäste. Die Voraussetzungen sind diesmal jedoch ganz anders, es wird ein Duell auf Augenhöhe erwartet.
Raul Alonso hofft dabei besonders darauf, dass seine Mannschaft nach der Länderspielpause schnell auf Betriebstemperatur kommt - schneller als in den vergangenen Bundesligaspielen, als der HC Erlangen in Hälfte zwei regelmäßig zur Aufholjagd blasen musste. Gegen Melsungen mit all seinen internationalen Top-Spielern gab es so zu Hause im Bundesliga-Aufeinandertreffen kürzlich erst ein 34:34-Unentschieden. Eine Punkteteilung kann es im Pokal natürlich nicht geben, „uns ist klar, dass das ein K.O.-Spiel ist, ein Pokalfight. Also müssen wir wirklich alles reinwerfen, um am Ende erfolgreich zu sein. Denn wir wollen natürlich wieder so weit wie möglich kommen“, so Raul Alonso.
Während Erlangens deutsche Nationalspieler Tim Zechel und Christoph Steinert schon seit zwei Tagen wieder zurück in Erlangen sind, trafen der Schweizer Auswahlspieler Manuel Zehnder und Torwart Klemen Ferlin (Slowenien) erst am Dienstag wieder ein. „Die Jungs haben sich auf ihre Mitspieler gefreut, glücklicherweise sind alle unverletzt geblieben“, so Raul Alonso. Auch Melsungen ist diese Situation gewöhnt, in den eigenen Reihen sind allein die deutschen Nationalspieler Julius Kühn, Finn Lemke, Kai Häfner und Timo Kastening beschäftigt, allein Häfner aber war nun bei den Niederlagen gegen Schweden und Spanien im Einsatz. „Durch die Reaktivierung von Elvar Jonsson hat die MT noch einmal an Qualität im Rückraum zulegen können“, findet Alonso. Ohnehin sei aktuell Tabellen-14. der Bundesliga nicht mehr mit dem Ligaspiel zu vergleichen: „Sie haben sich Woche für Woche mehr gefunden, ihre individuelle Klasse ist beeindruckend“, sagt Erlangens Coach. „Wir haben uns aber intensiv auf Melsungen vorbereitet und mit den Nicht-Nationalspielern zum einen die Akkus wieder aufgeladen, zum anderen wichtige Belastungsreize gesetzt, so dass wir nun gerüstet sind für einen harten Pokalfight und auch die anstehenden weiteren harten Wochen im November“. An der Abendkasse sind noch Stehplatz-Karten für das vermutlich einzige Pflichtspiel der Saison in der Erlanger Hiersemannhalle zu haben. Sportdeutschland.tv überträgt die Begenung live (gegen Gebühr).
