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STEFFEN FÄTH VERLÄSST DEN HC ERLANGEN NACH DER SAISON

06.02.2023

Steffen Fäth hatte zuletzt vor allem einen großen Traum. Handballerisch hat sich der 33-Jährige viele von denen, die er als junger Spieler hatte, erfüllt: Junioren-Europameister, Junioren-Weltmeister, Europapokalsieger mit Gummersbach und den Füchsen Berlin, Olympische Bronze-Medaille, Vereinsweltmeister und natürlich Europameister 2016 - nicht als Bankdrücker oder Ergänzungsspieler, sondern als ordnende Hand im deutschen Rückraum, als feingeistiger Steuermann in Sachen Spieltempo, als kluger Ideengeber selbst in höchsten Drucksituationen und als Torschütze. Der Spiegel nannte Fäth 2016 den „Überraschungsstar der EM“, für Bob Hanning war er „einer der besten Halblinken der Welt“ und Nationalkeeper Andreas Wolff meinte über Fäth: „Er kann dir den Ball drei Mal hintereinander über den Kopf ziehen, ohne dass du überhaupt eine Chance hast, ranzukommen.“ All das sollte Fäth auch beim HC Erlangen zeigen, als er 2020 zum Handball-Bundesligisten wechselte: Er sollte der verlängerte Arm des Trainers werden, der Unterschiedspieler, der erfahrene, entscheidende Impulsgeber sein, durch dessen außergewöhnliche Qualität der ganze Klub um mindestens eine Stufe nach oben gehoben wird. Doch es kam anders.

„Ich möchte einfach mal mehrere Wochen am Stück Handball spielen“, sagte Steffen Fäth im Oktober 2021. Das war der neue Traum geworden: einfach nur schmerzfrei Handballspielen dürfen. Ein Traum, den die Ärzte Steffen Fäth bis zuletzt nicht erfüllen konnten. Immer wieder zwickte die Muskulatur, immer wieder warfen ihn kleinere und mittelgroße Verletzungen zurück - in einer frustrierenden Regelmäßigkeit, so dass die neueste Nachricht in Sachen HC Erlangen und Steffen Fäth selbst für den Spieler keine große Überraschung mehr darstellt: „Wir haben Steffen mitgeteilt, dass wir nächste Saison nicht mehr mit ihm planen“, sagt Raul Alonso, der Sportdirektor und Trainer. „Ich habe damit gerechnet“, sagt Steffen Fäth. „Der Verein hat sich natürlich mehr erhofft - und auch ich hatte mir mehr erhofft. Doch dafür war einfach zu oft verletzt.“

Das ist besonders ärgerlich, gerät Alonso noch immer regelmäßig ins Schwärmen, wenn er von den Qualitäten und Fähigkeiten seines Noch-Spielmachers spricht. „Wenn Steffen fit ist, gibt es immernoch nur sehr wenig Spieler, die an ihn heranreichen“, sagt Alonso. Das Problem war nur: Steffen Fäth war beim HC Erlangen viel zu selten fit. Dabei hat er stets sehr hart gearbeitet, wirklich alles versucht, um aus dieser verflixten Negativschleife herauszukommen. Fäth arbeitete besonders an seiner Rumpfstabilität, er trug Einlagen in den Schuhen, stellte die Ernährung um und suchte immer wieder neue, andere Fachärzte auf. Es gibt, sagte er bald, eigentlich keine Störfelder mehr. Und doch bestritt der Rechtshänder lediglich neun von 18 möglichen Partien in dieser Saison. In der vergangenen Runde waren es 20 Einsätze von 34 möglichen, wie auch im Jahr zuvor. „Es ist furchtbar schade, dass uns Steffen nie so nachhaltig helfen konnte, wie wir und wie er es sich erhofft hat. So blieb es bei punktueller Unterstützung durch eine enorme Qualität, die er immernoch besitzt. Leider aber hat uns zu oft genau diese Qualität als Mannschaft gefehlt.“

Steffen Fäth ist nachdenklich geworden. Noch immer kann er jeder Mannschaft entscheidend weiterhelfen - wenn sein Körper mitspielt. „Ich werde mich auf jeden Fall in der Rückrunde weiter voll für den Verein reinhauen. Ich möchte anders in Erinnerung bleiben, noch einmal alles rausholen und mit dem HCE erfolgreich sein“, sagt er. Wie es dann für ihn weitergeht? „Ich denke in alle Richtungen“, verrät Fäth. „Ich schaue mir alle Optionen an und entscheide dann gemeinsam mit meiner Familie, wie es weitergeht.“

Der HC Erlangen indessen wird in absehbarer Zeit auf der Spielmacher-Position einen neuen Spieler begrüßen. „Der Wunschkandidat hat bereits zugesagt“, verrät der Sportdirektor. Nun muss der nur fit bleiben.