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4 FRAGEN AN CARSTEN BISSEL

21.11.2020

Der HC Erlangen absolvierte in der laufenden Spielzeit bereits neun Partien. Mit 9:9 Punkten rangiert das Team von Trainer Michael Haaß aktuell auf dem 7. Tabellenplatz der „stärksten Liga der Welt“. Der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende des HC Erlangen Dr. Carsten Bissel spricht im Interview unter anderem über die Entwicklung des Erlanger Handballclubs und über die Handball Weltmeisterschaft 2021 in Ägypten. 

hc-erlangen.de: Wie sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf des HCE nach einem Viertel der Saison zufrieden?

Bissel: Die Freude über die wirklich gute Entwicklung unserer Mannschaft und unseres Vereines kann auch eine schlechte zweite Halbzeit gegen Balingen nicht trüben. Wir müssen nun lernen, immer zu 100% bereit zu sein. 90% gegen vermeintlich schwächere Teams sind in der Bundesliga zu wenig. Aber die Grundlage für eine gute Saison ist gelegt. Und natürlich sind die vielen Neuerungen in unserem Kader nicht sofort und vollständig zu bewältigen. Es wird weiter Schwankungen geben. Wir brauchen ein wenig Zeit und Geduld.

hc-erlangen.de: Wie stellen Sie sich die Zusammensetzung unserer Mannschaft perspektivisch vor?

Bissel: Wir arbeiten darauf hin und wünschen uns, diese Mannschaft mit Ihrem Trainer lange zu behalten. Wechsel wollen wir im kommenden Sommer vermeiden. Wir glauben an unser Team.

hc-erlangen.de: Nun wurde das Gerücht verbreitet, Petter Overby könnte im Sommer 2021 nach Kiel wechseln. Das würde Ihrem Ziel der Konstanz entgegenstehen.

Bissel: Petter Overby hat einen Vertrag bis 2022 und zwar ohne wenn und aber. Er wird deshalb mindestens bis 2022 bei uns bleiben und unsere Abwehr anführen. Er will das im Übrigen auch. Kein Verein ist mit einem Angebot auf uns zugekommen. Wir hätten es ohnehin abgelehnt. Ich hoffe aber, wir können Petter noch länger als bis 2022 halten. 
hc-erlangen.de: Petter ist norwegischer Nationalspieler. Er und viele andere Spieler beim HCE und in der Bundesliga sind für Einsätze bei ihren Nationalteams bei der Handball WM in Ägypten im Januar 2021 vorgesehen. Wie steht der HC Erlangen zu dieser WM? 
Bissel: Wir und auch ich ganz persönlich sind strikt dagegen, während des Höhepunktes einer noch nie dagewesenen Pandemie 32 Teams mit Betreuern und Funktionären in ein nicht wirklich kontrollierbares Moloch wie Kairo - im Übrigen eine sehr spannende Stadt - mit mehr als 25 Millionen Einwohnern zu entsenden. Ich bin wirklich begeisterter Anhänger der deutschen Nationalmannschaft und immer begeisterter Zuschauer bei WM und EM gewesen. Und ich weiß um deren Wert für den Handball. Aber sehenden Auges unsere Spieler in eine Katastrophe zu schicken mit schlimmen Folgen für die Spieler persönlich und die Liga, die wieder mit Quarantäne und zerfallendem Spielplan sowie katastrophalem Image kämpfen würde ist unverantwortlich. Und es trifft eben auch die Vereine und damit uns. Hier soll von wenigen Funktionären die Gesundheit der Spieler und der Spielbetrieb der Liga zugunsten der TV - Einnahmen der Verbände geopfert werden. Das lehnen wir ab. Eine „Blase“ wird der Handball in Kairo nicht schaffen können. Dazu würden eigene Hotels für jedes Team, eigene Flugzeuge, eigene Köche, Mitarbeiter uvm, wie es der Fußball beim Champions League Finalturnier in Lissabon vorgemacht hat, gehören. Beim Handball hat man zuletzt mit Doppelzimmern und privaten Fahrgemeinschaften gearbeitet. Wir sind einfach nicht in der Lage den Spielern ausreichend Sicherheit vor Infektionen zu geben. Und was spricht denn gegen eine unbelastete, fröhliche und von jedermann akzeptierte WM im Januar 2022 in Ägypten in vollen Hallen?