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HCE unterliegt in spannendem Showdown hauchdünn

09.06.2022

Erlanger Handballer sind enttäuscht nach 21:22 (12:13) im Kampfspiel bei GWD Minden

Mehr Dramatik, mehr Krimi als am Ende – das geht kaum mehr: Als Mats Korte für Minden zum 22:19 traf, schien das zweieinhalb Minuten vor Spielschluss bereits wie die Vorentscheidung. Die 2400 Zuschauer erhoben sich freudestrahlend, manche lagen sich schon glücklich in den Armen – für die Gastgeber bedeutete ein Heimsieg über den HC Erlangen am vorletzten Saison-Spieltag gleichzeitig den Klassenerhalt im Fernduell mit HBW Balingen-Weilstetten, das am Vortag nicht über ein 23:23 gegen Topklub Füchse Berlin hinausgekommen war. Doch der HC Erlangen, für den das letzte Auswärtsspiel der Saison auf dem Papier streng genommen nur noch statistischen Wert besaß, rappelte sich noch einmal auf. Der HCE dachte gar nicht daran, an diesem Tag irgendetwas herzuschenken oder die Partie aufzugeben. Schon die vorangegangenen 57 Minuten hatten GWD Minden und der HCE wirklich alles in die kämpferische Waagschale geworfen. Nun richtete sich das Brennglas noch einmal mit aller Konzentration auf die Schluss-Dramatik in der Kampa-Halle in Minden.

Die hatte es in sich: Christoph Steinerts neuntes Tor brachte vom Siebenmeterpunkt den 20:22-Anschluss für den HCE. Schon den Anwurf Mindens beantwortete Erlangen jetzt mit einer brüllenden Kampfansage und einer offenen Deckung. Dies führte zum Ballgewinn: Heimspielmacher Amine Darmoul unterlief vor lauter Schreck prompt ein Stürmerfoul, vorn traf postwendend Patrik Leban zum 21:22. Und die Mindener Fans, die sich zuvor vor Glück noch in die Arme gefallen waren, sie hielten sich nun in Schockstarre an den Händen. Erst recht, als ein bärenstarker Klemen Ferlin im Gästetor mit seiner siebten Parade – zuvor schon hatte er unter anderem drei völlig freie Heimwürfe in Folge abgewehrt – gleich noch einmal Erlangen in Ballbesitz brachte. Die letzten Sekunden liefen, in Ferlins langen Pass auf die gestarteten Sellin und Overby aber warf sich fast todesmutig Mindens Tomas Urban mit allerletzter Kraft. Urban rettete damit für seine Farben den 22:21-Sieg buchstäblich in der Schlusssekunde und damit gleichzeitig den Klassenerhalt.

„Gratulation an Minden“, sagte Erlangens Sportdirektor und Cheftrainer Raul Alonso direkt nach der Partie, „sie haben einen harten Fight geliefert und alles, was sie haben hineingeworfen. Respekt dafür – und gleichzeitig tut es uns leid für Balingen.“ Vor allem aber haderte Alonso mit wie schon in Hannover zahlreich vergebenen Möglichkeiten gerade in der Schlussphase von seiner Mannschaft. Wieder hatte sich der HCE in eine starke Ausgangsposition gekämpft, erneut blieb das kämpferische Engagement am Ende unbelohnt: „Ich bin stolz, wie kampfstark die Jungs hier aufgetreten sind, wir haben zu keiner Zeit auch nur einen Millimeter nachgegeben. Aber zwölf unnötige Ballverluste in den letzten zwanzig Minuten sind zu viel, um uns auswärts auch zu belohnen.“

Lange Zeit war die Begegnung zuvor auf Augenhöhe verlaufen, immer wieder versuchte sich GWD Minden mit dem gewaltigen Druck seiner Zuschauer im Rücken entscheidend abzusetzen – scheiterte aber an der Erlanger Deckung, den eigenen Nerven oder am starken Klemen Ferlin, der seine Mannschaft mit 37 Prozent gehaltenen Bällen immer im Spiel hielt. Was letztlich den Unterschied machte, war an diesem Tag das fehlende Glück und die letzte Konsequenz in der Erlanger Offensive, was nicht nur an Mindens Keeper Malte Semisch lag: Von 19:20 (56.) bei Ballbesitz Erlangen ging es nicht etwa auf 20:20 – sondern in den erwähnten 19:22-Rückstand.

„Wir sind sehr enttäuscht, dass wir aus den vergangenen zwei Spielen, in denen wir uns jeweils die große Chance erspielt hatten, zu gewinnen, am Ende mit leeren Händen dastehen“, so Raul Alonso. „Was wir Positiv mitnehmen können ist aber die Art und Weise, wie wir – obwohl es rechnerisch um nicht mehr viel bei uns ging – bis zum Ende einen harten Fight geliefert haben.“ Dieselbe Einstellung erwartet der Coach nun auch fürs letzte Heimspiel der Saison, wenn zur „Red Party“ am Sonntag, 12. Juni, HBW Balingen-Weilstetten in die ARENA NÜRNBERGER Versicherung kommt.

Minden: Semisch; Meister 1, Janke, Kranzmann, Richtzenhain 1, Korte 1, Thiele, Pieczkowski 2, Schluroff 5, Staar 1, Urban 4, Darmoul 6.

Erlangen: Sonne-Hansen, Ferlin; Sellin 1, Overby, Kellner, Büdel 1, Bissel 2, Link, Jeppsson 5, Steinert 9/2, Leban 1, Zechel 2.

Schiedsrichter: Tönnies/Schulze. Zuschauer: 2400. Zeitstrafen: 8 (5-3).